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KAMMERKONZERTE
AUFNAHMEN
"Winterreise" Franz Schubert | Kammerkonzert | Alte Börse Leipzig"
So., 21. Jan.
|Alte Börse Leipzig
"Winterreise" D911 von Franz Schubert nach Texten von Wilhelm Müller Eilika Wünsch (Sopran) Raúl Teo Arias (Violine) Prof. Stefan Adelmann (Solo-Kontrabass) Bernhard Wünsch (Klavier)
Zeit & Ort
21. Jan. 2024, 17:00
Alte Börse Leipzig, Naschmarkt 1, 04109 Leipzig, Deutschland
Über die Veranstaltung
WINTERREISE D 911 – Franz Schubert
nach Gedichten von Wilhelm Müller
Wussten Sie, dass Franz Schubert im Gefängnis saß? Dass er von Geheimpolizisten und Spitzeln überwacht wurde? Dass er sich die Texte der Winterreise aus einer im damaligen Wien verbotenen Zeitschrift, deren Lesen bereits unter Strafe stand, besorgte? - Er schrieb in vielen Briefen von Einsamkeit und dass „er allein mit seiner Muse in seinem Zimmer ausharren“ musste.
Die Liedfolge der „Winterreise“ wird in dieser Interpretation, die sich auf Freiheit, Zensur und Überwachung bezieht, zu einem Werk, das weit über die unglückliche Liebesgeschichte hinaus weist. Diese Rezeption ist musikgeschichtlich seit geraumer Zeit aktuell und wird mehr und mehr als die eigentliche Botschaft dieses meistgespielten Liedzyklus gesehen.
Wir besetzen in dieser Version zusätzlich eine Violine und einen Kontrabass um die gegensätzlichen Farben dieser Musik noch besser ausleuchten und hervorheben zu können. Mit dem Primus, Raúl Teo Arias, und dem Solo-Kontrabassisten der Bamberger Symphoniker, Stefan Adelmann, haben wir exzellente und hoch erfahrene Musiker gewinnen können, deren Mitwirkung die Schubert offenbar so wichtige politische Tiefe seiner Werke ganz neu erlebbar macht.
Müllers und Schuberts „Winterreise“ ist neben anderen Werken die Reaktion von Künstlern auf die Karlsbader Beschlüsse und die darauf folgende Bespitzelung; auf Zensur und Einschränkung, welche das Leben der Bürger ganz unmittelbar traf. Wie viel Freiheit steht einem Menschen zu? Was geschieht mit uns, wenn wir uns unserer Freiheit beraubt sehen? Das ist die „Winterreise“, ein Aufschrei, ein Hilferuf! Und, zum Schluss des Zyklus, Resignation oder Aufbruch? - Gerade in den letzten Jahren aktuell wie lange nicht! Aus dem Zittern wird ein Beben, aus den angedeuteten Eisblumen leise klirrender Frost, aus den lieblichen Tönen ein Sehnen nach Licht und Freiheit. Die Sehnsucht nach ebendiesem Licht, dieser Freiheit war das treibende Element für den Dichter Wilhelm Müller, die "hinterlassenen Papiere eine reisenden Waldhornisten" zu schreiben, war der Grund für Franz Schubert, das Risiko einer Gefängnisstrafe einzugehen und die Gedichte zu vertonen, stand doch schon das Lesen der Zeitschrift, in der sie veröffentlicht wurden, im Habsburgerreich unter Strafe.
Einen Höreindruck mit Violine und Kontrabass finden Sie unter diesem Link
Konzertreihe in der Alten Börse Leipzig
Unser Motto: "Musik, die Wort hält"
Im Zentrum unserer Programme steht das „Cantabile“, das Gesungene, ob es nun durch die menschliche (singende) Stimme oder ein Instrument repräsentiert wird. Eine Geige „singt“, man sagt, Oboe und Violoncello ähneln von allen Instrumenten am meisten der Stimme. Gesang ist der „Ur-Ausdruck“ natürlicher Musikalität, und die Musikgeschichte der Menschheit beginnt mit Gesang. Gesang ist der jedem Menschen vertraute musikalische Ausdruck, man findet sich im Gesang wieder. Auch dies ist Teil des Erfolgs unserer Konzerte, dass wir fast immer, in größerem und kleinerem Umfang, Gesang in die Konzertprogramme einbinden.
Wir laden Sie somit ein, in unsere musikalische Welt einzutauchen. Unsere Programme sind sehr vielseitig und umfassen Lied, Kammermusik, Musik der Oper sowie eigene Arrangements. Der Erfolg unserer Konzertreihen liegt zum einen in der sorgfältig austarierten Balance zwischen vertrauten und wechselnden Elementen, sowohl in der Auswahl der Künstler als auch des gespielten Repertoires, zum anderen nehmen wir die Zuhörer mit in die Welt der Komponisten und Textdichter, beleuchten sowohl persönliche Gegebenheiten ihres Lebens als auch der gesellschaftlichen bzw politischen Situation ihrer Zeit. Mittels der zeitlosen Aspekte in den Werken oder den ganz alltäglichen Geschehnissen im Leben der Komponisten bzw. Textdichter stellen wir Verbindungen zum Heute, zum Leben und Erleben des Publikums her. So nehmen wir den Werken das Museale, das „Abgehobene“, und machen sie zum quasi selbstverständlichen Bestandteil des täglichen Lebens – unseres Lebens heute.
Der persönliche Kontakt zu den Zuhörern ist uns sehr wichtig, dazu das Gefühl des „Zu-Gast-seins“, die dadurch entstehende große Nähe zur Musik und den Ausführenden, und eine Programmgestaltung, die das Publikum mitnimmt in vertraute und neue Sphären.